Bronzeglocken zum Geburtstag

Seit 60 Jahren besteht die Friedenskirche in Augustfehn, die zur Kirchengemeinde Apen im Ammerland gehört. Pünktlich zum runden Geburtstag läuten dort statt der alten Eisenglocken nun drei neue Bronzeglocken. Ihren Weg von der Gießerei in Holland bis in den Augustfehner Glockenturm begleitete die Gemeinde mit Ausflügen, Rundfahrten und einem Fest.

Geduld gehört dazu: „Acht Jahre sind vergangen seit der ersten Idee, dass wir neue Glocken für die Friedenskirche anschaffen wollen“, sagt Karl Weber, Vorsitzender des Bau- und Friedhofsausschusses des Evangelisch-lutherischen Gemeindekirchenrates Apen. Die alten Glocken aus Eisenhartguss hatten bereits Rost angesetzt. Als die Finanzierung schließlich stand, ging es plötzlich ganz schnell: Der Auftrag wurde vergeben, und im Juli 2017 stand das Gießen der Glocken an. „Wir haben einen Reisebus gemietet und sind nach Holland gefahren, genauer, nach Asten zur Glockengießerei Eijsbouts“, erklärt Weber. Dort verfolgten Interessierte aus der Gemeinde sowie die Pastorin Sygun Hundt die Herstellung der Glocken.

Die Ankunft der drei Bronzeglocken im Ammerland stieß ebenfalls auf großes Interesse: „Damit jeder die Glocken betrachten kann, bevor sie später im Turm hängen, haben wir sie einmal durch die Gemeinde gefahren“, so Weber. Auf dem mit Girlanden und Schleifen geschmückten Wagen ging es zu den Predigtstellen der Kirchengemeinde. Mit Liedern und Andachten wurden die neuen Glocken in Apen, Godensholt, Nordloh, Vreschen-Bokel und schließlich bei der Friedenskirche in Augustfehn begrüßt. Viele nutzten die Gelegenheit, die Bronzeglocken aus der Nähe zu bestaunen und auch mal dranzuklopfen, um festzustellen, ob sich vielleicht ein Ton entlocken lässt.

Neue Glocken ganz nah – und auf Facebook

„Die Glocken sind im September bei uns angekommen“, so Weber, „aber bevor wir sie aufhängen konnten, musste zuerst noch der neue Glockenstuhl aus Holz in den Turm eingebaut werden. So lange lagerten die Glocken im Konfirmandenraum der Friedenskirche – und viele Menschen nutzten auch hier die Chance, sie aus der Nähe zu betrachten.“ Küster Andreas Bruns erklärte den Besuchern, wie es beim Gießen der Glocken zugegangen war. „Als die alten Glocken per Flaschenzug abgenommen wurden, zog das schon viele Neugierige an“, erinnert sich Weber. „Aber noch mehr Menschen kamen, unter anderem die Kinder des Kindergartens, als die neuen Glocken zum Glockenturm hochgezogen und dort befestigt wurden. Die Experten von der Firma Otto Buer haben uns versichert, dass die Glocken mit dem neuen Glockenstuhl jetzt besser hängen, besser schwingen können und dadurch auch besser klingen.“ Interessant für Neugierige, die nicht jeden Tag den Fortgang der Arbeiten vor Ort beobachten konnten: Die Mitarbeiter von Otto Buer stellten regelmäßig Fotos ihrer Fortschritte auf Facebook, sodass niemand etwas verpassen musste.

„Stehparty“ im Gemeindehaus

Die feierliche Einweihung des neuen Geläuts fand am Reformationstag statt. „Die Kirche war voll“, erzählt Karl Weber. „Im Gottesdienst wurden die Glocken dann jede einzeln geläutet, zuerst die kleine Friedensglocke, dann die mittlere und zuletzt die große Glocke. In Zukunft läuten sie alle drei zusammen. Das war schon ein besonderer Moment, nach sechzig Jahren in der Friedenskirche neue Glocken zu hören. Der Klang ist weicher und melodischer geworden“, findet Weber. „Die Gemeinde freut sich sehr – da ist eine große Portion Stolz zu spüren“, sagt Pastorin Sygun Hundt. „Wir haben ja auch lange auf die Glocken gespart, jetzt hoffen wir, dass sie noch länger halten als sechzig Jahre.“ Die Hoffnung dürfte sich erfüllen: Laut Experten sind Bronzeglocken weitaus langlebiger als welche aus Stahl.

Nach dem Gottesdienst ging die Gemeinde nicht gleich auseinander, sondern traf sich bei Kaffee, Kuchen und „Lutherbier“ sowie Fotos und Filmen vom Glockengießen im Gemeindehaus. „Wir hatten gar nicht genug Sitzplätze“, schmunzelt Weber, „also wurde eine Stehparty daraus.“ Zum Abschluss des Glockenprojekts folgen jetzt noch der Einbau neuer Steigleitern und ein Austausch der Elektrik im Glockenturm – sowie die besondere Präsentation einer vierten Glocke: „Die mittlere der alten Eisenglocken, die sogenannte Friedensglocke, wollen wir in einem kleinen Glockenturm vor der Kirche aufhängen“, verrät Weber. So kann sich die Gemeinde der Friedenskirche nicht nur an der neuen Friedensglocke aus Bronze, sondern auch weiter an deren alter eiserner Vorgängerin erfreuen.

Die Kirchbaustiftung förderte die Erneuerung der Glocken und des Glockenstuhls mit 10.000 Euro.